Es regnete in Stömen als ich mit gesenktem Kopf die Straße
entlangschlurfte. Es waren Ferien und ich hatte eine Nacht bei einem
Freund verbracht, natürlich ohne zu schlafen, weshalb ich totmüde war.
Trotzdem hatte ich es kein bisschen eilig nach Hause zu kommen, wo meine
ätzende kleine Schwester und meine Eltern, die an allem immer
irgendetwas auszusetzen hatten wahrscheinlich schon auf mich warteten.
Nein, da waren mir der Regen und diese fast angenehme Kälte doch lieber.
Ich schlurfte die Straße entlang als würden Betonklötze an meinen Füßen
hängen. Um mich herum sah ich niemanden, was aber auch kein Wunder war
um halb sieben morgens an einem Sonntag. Nachdem ich etwa 15 min
gelaufen und trotz der dunkelblauen Regenjacke völlig durchnässt war,
entdeckte ich am Straßenrand ein kleines Tier. Vor lauter Regen und
Dreck konnte ich zuerst kaum erkennen was da vor mir lag, doch
schließlich erkannte ich es als einen vollkommen zerzausten Teddybären,
den wohl irgendwer dort zurückgelassen hatte. Bei näherem Hinsehen
konnte man jedoch erkennen, dass es kein gewöhnliches Stofftier war.
Dieser Bär wirkte seltsam echt, wie ein Bär den man aus dem Wald
gepflückt, geschrumpft und ausgestopft hatte. Besonders seine Augen
waren einzigartig. Sie schienen mich zu verfolgen, wie die Augen der
Mona Lisa, nur hatten sie irgendwie einen anderen Ausdruck, genauso
wissend, aber da war noch etwas anderes... Ich lächelte über den so
gelungenen Bären. Wäre doch eine Schande ihn einfach so hier liegen zu
lassen und ihm der Verwitterung zu übergeben.
Zu Hause angekommen hatte ich Glück, meine Familie schien noch zu
schlafen und ich konnte unbemerkt in mein Zimmer flüchten wo ich den
Teddy etwas säuberte und ihn vorerst auf meinen Schreibtisch stellte.
Danach beschloss ich mir doch noch etwas Schlaf zu gönnen und warf mich
aufs Bett. Kurze Zeit später wurde ich von meiner Schwester geweckt, die
sofort anfing nach dem Teddy zu fragen der auf meinem Nachttisch stand.
Ich schrie sie an: "LASS MICH IN RUHE! Der gehört MIR! RAUS AUS
MEINEM ZIMMER! HAU AB!" Sie verließ das Zimmer,
warscheinlich um sich bei unserer Mutter auszuheulen. Als mich später
mein Vater zur Rede stellte, musste ich herunterleiern, dass ich schon
zu alt für Plüschtiere war. Den Bären behielt ich trotzdem. Schließlich
gehört er mir. Ich hattte ihn gefunden. Ich allein. Niemand würde ihn
mir wegnehmen. Das würde ich nicht zulasssen.So begann ich, mich von den
anderen abzukapseln. Ich redete mit niemandem mehr. Meine Frende fingen
an mich zu meiden. Ich fing an, Menschen zu meiden. Ich saß einfach nur
in meinem Zimmer und starrte IHN an. Er starrte zurück.
Irgendwann, es musste mitten in der Nacht gewesen sein, ob noch
Sonntag oder Mittwoch, ich wusste es nicht mehr, fing der Teddy an zu
sprechen. Ich konnte es kaum glauben! Endlich geschah dass, worauf ich
so lange gehofft hatte. Mein geliebter Bär sprach zu mir. "Liebe
mich!" Sagte er.Ich liebte ihn über alles."Beschütze mich!" sagte er.Ich
antwortete ich würde alles tun um ihn zu beschützen."Rette mich"
flüsterte er als letztes in mein Ohr. Ich bekam Panik. Wovor sollte ich
ihn retten? Vor dem Feuer? Vor dem Matsch aus dem ich ihn schon befreit
hatte? Vor meiner Schwester? Was sollte ich nur tun? Mein Teddy war in
Gefahr, irgendetwas musste ich tun! Ich...
Dann hatte ich es verstanden. Ich musste ihn retten. Vor allen.
Vor jedem. Ich nahm ihn vosichtig in den Arm und lief mit ihm nach unten
in die Küche. Die Rasiermesserscharfe Klinge glänzte in der dunklen
Küche als ich sie aus dem Block zog...
Als ich wieder aus dem Haus trat waren Klinge und Teddy
blutverschmiert, eine rote Spur führte die Treppe hoch zu den
Schlafzimmern. Vor allen... "Bald bist du in Sicherheit mein Teddy." Ich
klingelte beim Nachbarn, das blutverschmierte Messer noch in der
Hand."Bald sind wir allein... "
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